Szczyrzyc

An der alten Straße, die von Polen nach Ungarn führte, im Tal des Flusses Stradomka und im Schatten der Berge Ciecien und Grodzisko, wurde im Dorf Szczyrzyc vor fast 8 Jahrhunderten eine Abtei der Zisterzienser gegründet. Zur Zeit der Dynastie der Piasten war Szczyrzyc Sitz der Grafschaft gleichen Namens, später aber wurde der Herrschaftssitz an einen anderen Ort verlegt und Szczyrzyc wurde berühmt für seine Viehzucht und Agrarkultur.

Der Grund lag darin, dass die Zisterzienser im Bereich der Agrar- und Gartenkultur Spezialisten waren, getreu dem Leitspruch ORA ET LABORA, bete und arbeite; und so waren sie in allen Belangen von Garten und Agrikultur ihren Nachbarn ein Vorbild.

Der Stifter der Abtei war Theodor, der Fürst von Krakau, der einen Greifen in seinem Wappen führt. Er lud Mönche von der Zisterzienserabtei in Jedrzejów ein, zu kommen und seine wilden Territorien in der Umgebung von Ludzmierz zu kolonisieren, indem sie die Felder urbar machten und Herz und Gemüt der Bevölkerung prägten durch den Unterricht in den Grundsätzen der christlichen Lehre und der Liebe der seligen Gottesmutter.

Die spätere Übertragung des Sitzes der Abtei von Ludzmierz nach Szczyrzyc liegt im Dunkel der Geschichte. Einige sind der Ansicht, dass der Grund die Tartareninvasion war, andere meinen, Ursache seien die beständigen Attacken ortsansässiger Diebe gewesen, die in der Hoffnung, ihre Verbrechen würden nicht bestraft werden, das Kloster belästigten. Es wurde zwar der Sitz der Abtei verlegt, aber nicht ihre Expositur, so dass die einmal gegründete zisterziensische Pfarrei, , weiterhin viele Jahrhunderte lang von Zisterziensermönchen für die Einwohner von Ludzmierz und die weitere Umgebung betreut wurde.

Da es eine Hauptaufgabe der Zisterzienser war, die Verehrung der Muttergottes zu fördern, pflanzten sie diese in das Denken und in die Herzen der Bewohner von Ludzmierz und Szczyrzyc ein; in Ludzmierz war sie dargestellt in einer Statue als Holz und in Szczyrzyc im Gemälde der „Göttlichen Frau“, die sowohl von Leuten aus unserem Land als auch aus dem Ausland als wundertätig betrachtet wird.

Papst Johannes Paul II. betete an diesen beiden Orten und er selbst krönte die Statue der Muttergottes von Ludzmierz und segnete die goldenen Kronen „Unserer Lieben Frau von Szczyrzyc“, die vom Primas von Polen, Kardinal Glemp, an die Stelle der älteren Kronen von Erzbischof Kardinal Sapieha gesetzt wurde.

Lange Zeit zuvor hatte Abt Romiszowski im Jahr 1727 die Anfertigung von königlichen Gewändern und Kronen für diese beiden Madonnen von den damals berühmten Goldschmieden in Krakau verlangt.

Die Geschichte schreibt den Zisterziensern – begründeterweise – die Gründung der Stadt Nowy Targ und die Errichtung des kleinen Verteidigungskastells in Szaflary zu. Sie sind auch für folgende Dinge verantwortlich: die Umwandlung der Wildnis im Gebiet nahe bei Tatra-Gebirge in urbares Kulturland, die Flussregulierung, die Vereinfachung der Kommunikationswege durch die Errichtung von Brücken und schließlich dafür, dass sie den jungen Leuten der Umgebung die verschiedenen Handwerkskünste beibrachten, besonders diejenigen, die für die Agri- und Hortikultur nützlich waren.

Bevor der Buchdruck erfunden wurde, wurde alle liturgischen Bücher mit der Hand von fleißigen Mönchen abgeschrieben. Oftmals verzierten die abschreibenden Mönche ihre Bücher mit schönen Bildern und Ornamenten. Ihre Arbeit war sehr mühselig und wurde auch oft besonders von denen, die nicht lesen konnten, nicht verstanden. In einer der erhaltenen Handschriften von Szczyrzyc finden wir dies bezeugt: Scribere qui nescit, nullum putat laborem. Tres digiti scribunt, at totum corpus laborat.Das heißt übersetzt: "Wer nicht schreiben kann, glaubt, dies sei keine Arbeit. Drei Finger schreiben, aber der ganze Körper müht sich dabei ab."

Während der Zeit der Teilung Polens hatten die Zisterzienser viel zu leiden. Einige ihrer Klöster wurden völlig ausgelöscht; die Zisterzienser von Szczyrzyc und Ludzmierz wurden ihres Besitzes und ihrer Landwirtschaft beraubt und die Regierung verbot ihnen, neue Berufungen aufzunehmen. Die Abtei war dazu bestimmt auszusterben. Aber dann, als sich die schreckliche Lage beruhigt hatte, errichteten die Zisterzienser, getreu dem, dass in Klöstern Erziehung üblich war, eine Schule für Jungen in Szczyrzyc, und einer ihrer Schüler war der nun berühmte Schriftsteller Wladyslaw Orkan. Während der Zeit der Okkupation Polens durch Hitler wurde das Kloster in Szczyrzyc – ungeachtet der äußerst strikten Lehrverbote – zu einem Zufluchtsort für alle Flüchtlinge aus den verschiedenen Teilen Polens; die Zellen der Mönche wurden zu heimlichen Klassenzimmern für die Schüler und eventuell wurde im Kloster ein privates zisterziensisches Gymnasium eingerichtet.

Im Jahr 1955 schloss die kommunistische Regierung unsere Schule und ließ vor dem alten Kloster eine Fabrik namens „Meblomet“ errichten, um so jeden Einfluss, den die Mönche auf die polnische Jugend hätten haben können, auszuschließen. In Erinnerung an die außerordentliche Tapferkeit während des Krieges wurde den Zisterziensern von Szczyrzyc das Verdienstkreuz VIRTUTI MILITARI verliehen.

Nach der Befreiung Polens vom Totalitarismus des Kommunismus durch Solidarnosc erlangten die Zisterzienser wieder einige ihrer Besitzungen an Land und Wald wieder zurück, um ihre agrarischen Traditionen wieder aufnehmen zu können.

Einigen Annalen bis zum Jahr 1623 zufolge stellten die Zisterzienser von Szczyrzyc ein Getränk aus gerösteter Gerste, Hopfen und Zichorie, dem ein wenig Zucker hinzugefügt wurde, her um ihren Durst zu löschen. Dieses Getränk wurde CEREVESIA genannt und war ein Ersatz für unseren heutigen Kaffee oder Tee. Heutzutage ist ein solches Getränk ein leichtes Bier, hergestellt nach den alten Vorschriften als Malzgetränk wie in allen westlichen Kulturen üblich.